Appell der Wirtschafts- und Sozialverbände in Bonn und Rhein-Sieg: Gemeinsam für eine starke soziale Infrastruktur in den Kommunen der Wirtschaftsregion Bonn/Rhein-Sieg

25.11.2025 von Kerstin Lerch-Palm

Die Region Bonn/Rhein-Sieg zählt zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Standorten in Nordrhein-Westfalen und ist eine bedeutende Kraft in Deutschland und Europa.

Eine starke Wirtschaft bildet die Grundlage für Wohlstand und Lebensqualität in unserer Region. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, müssen wir uns den aktuellen Herausforderungen aktiv stellen. Dazu gehören eine wettbewerbsfähige Energiepolitik, ein funktionierendes Verkehrssystem, zügige und effiziente Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine leistungsstarke Verwaltung sowie weitestmögliche Straffung, Vereinfachung und Modernisierung von Verfahren, ohne notwendige soziale Standards aufzugeben.

Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Unternehmen in der Region ist die Verfügbarkeit qualifizierter Fach- und Arbeitskräfte. Angesichts des demografischen Wandels müssen wir hier neue Wege gehen. Mit innovativen Konzepten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf leisten die Unternehmen vor Ort bereits heute einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung und Gewinnung von Arbeitskräften. Derzeit sind rund 370.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Raum Bonn/Rhein-Sieg in Industrie, Handwerk und Dienstleistung tätig. Doch der Erfolg unserer Wirtschaft hängt auch davon ab, dass es ausreichend bezahlbaren Wohnraum für Familien, Alleinlebende und alle weiteren Bevölkerungsgruppen gibt. Bezahlbarer Wohnraum ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Gewinnung von Fachkräften – sowohl im sozialen Sektor wie auch in anderen wirtschaftlichen Bereichen sowie für die Steigerung von Ausbildungskapazitäten, u.a. im Handwerk genauso wie im Pflege- und Gesundheitssektor.

Die Wohlfahrtsverbände in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis tragen mit ihren Diensten, Einrichtungen und Mitgliedsorganisationen – und über 21.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – entscheidend dazu bei, das Leben und Arbeiten in unserer Region attraktiv und verlässlich zu gestalten. Gemeinsam mit ihren Partnern sichern sie Strukturen, die auch für die wirtschaftlichen Abläufe in Unternehmen essenziell sind – und damit für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region.

Zu einer zukunftsfähigen sozialen Infrastruktur gehören insbesondere:

• Zuverlässige Kinderbetreuung in Kitas und im Offenen Ganztag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

• Vielfältige Kinder- und Jugendarbeit in offenen und verbandlichen Einrichtungen zur Persönlichkeitsentwicklung, Ausbildungsfähigkeit und Identifikation junger Menschen mit ihrer Heimatregion.

• Unterstützung bei Berufsorientierung und Bildung durch gezielte Beratung, Qualifizierung und Beschäftigungsangebote.

• Sichere Pflegeangebote – stationär, teilstationär und ambulant – auch im ländlichen Raum, um Lebensqualität im Alter zu sichern und pflegende Angehörige zu entlasten.

• Integration und Teilhabe durch Sprachförderung, Migrationsdienste und gesellschaftliche Eingliederung für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.

• Inklusion von Menschen mit Behinderungen, unterstützt durch Qualifizierung und Begleitung in Alltag und Arbeitsleben.

• Wirksame Beratungs-, Selbsthilfe- und Gesundheitsangebote, insbesondere zur Unterstützung von Familien in belastenden Lebenssituationen.

• Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, v.a. für vulnerable Gruppen, für Auszubildende / Studierende und Arbeitnehmende in der Freien Wirtschaft genauso wie in der Sozialwirtschaft.

• Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, um die Wege zur Arbeit und in die Stadtzentren mit den verschiedenen Verkehrsträgern zu erleichtern.

• Sicherheit im öffentlichen Raum, um allen Menschen eine Teilhabe am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Unsere Forderung: Wir appellieren an die politischen Verantwortlichen in Bonn, im Rhein-Sieg-Kreis sowie in den Städten und Gemeinden der Region, die soziale Infrastruktur langfristig zu sichern und gezielt auszubauen. Nur so kann der Wirtschaftsstandort Bonn/Rhein-Sieg weiterhin erfolgreich und lebenswert bleiben – gleichermaßen für Menschen wie für Unternehmen.

Unterzeichner:

Die Wohlfahrtsverbände

AG Freie Wohlfahrtspflege Bonn

AG Freie Wohlfahrtspflege Rhein-Sieg-Kreis

bestehend jeweils aus AWO, Caritas, Diakonie, DRK, Der Paritätische

Die Wirtschaftsverbände in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis

• IHK Bonn/Rhein-Sieg

• Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg

• Deutscher Gewerkschaftsbund Bonn/Rhein-Sieg

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Text von Kerstin Lerch-Palm

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