Soziale Schere geht weit auseinander

07.04.2025 von Andrea Hillebrand
Cover Sozialbericht

Teures Pflaster Bonn: „Sozialbericht zur Lage der Stadt Bonn 2025“

Unter dem Titel „Bonn – teures Pflaster“ haben Bonner Caritasverband und Diakonisches Werk Bonn und Region heute den neuen „Sozialbericht zur Lage der Stadt Bonn 2025“ präsentiert. Wie bereits 2020 untersuchen die beiden Verbände gemeinsam mit der xit GmbH in einer kleinräumigen Betrachtung die soziale Lage und somit die soziale Teilhabe in Bonn.

Wesentliches Ergebnis der Studie: Die soziale Teilhabe fällt in Bonn trotz allgemein guter Entwicklungstendenzen überaus unterschiedlich aus. Im Vergleich zu 2020 zeigt sich zwar ein Anstieg des Indexwertes, dennoch stimmen sowohl die große soziale Schere innerhalb der Stadt als auch die Einzeldaten der teilhabeschwächsten Stadtbereiche nachdenklich.

Andrea Elsmann, Geschäftsleitung im Diakonischen Werk, betont: „Es braucht ein gut abgestimmtes Vorgehen aller Akteure, um die Kluft zwischen den Stadtbezirken nicht hinnehmen zu müssen, sondern dieser entgegenzuwirken. Hier hilft keine pauschale Antwort, stattdessen ist eine differenzierte, auf die kleinräumlichen Gegebenheiten orientierte kommunale Bedarfsplanung erforderlich. Der Sozialbericht trägt wesentlich dazu bei, diese Bedarfsplanung zu ermöglichen.“

Der Bericht quantifiziert unter Verwendung eines speziell errechneten Teilhabeindex die Teilhabemöglichkeiten in der Stadt und zeigt Bedarfslagen auf. Einzelne Stadtgebiete, die von besonderen sozialen Herausforderungen betroffen sind, werden dabei in den Fokus gestellt.

Eine wichtige Erkenntnis: Die Problemlagen haben das Potenzial, sich gegenseitig zu verstärken. So wird der massive Problemdruck durch den Mangel an bezahlbarem, angemessenem Wohnraum deutlich erhöht durch Effekte wie Verschuldung, steigende Energiekosten und geringere Kaufkraft. Letztere hat sich zwar je Einwohner*in positiv entwickelt. Im Vergleich von 2018 zu 2023 ist sie pro Kopf um fast 3.650 Euro auf gut 30.180 Euro gestiegen. Doch profitieren davon ganz überwiegend die einkommensstärkeren Stadtbereiche. In den schwächeren Bereichen sind viele Menschen gezwungen, den größten Teil ihres verfügbaren Einkommens für die Dinge auszugeben, die am stärksten von der Inflation betroffen sind – etwa Grundnahrungsmittel und Energie.

Für Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider muss dieser Sozialbericht klare Konsequenzen haben: „Gerade jetzt, vor der anstehenden Kommunalwahl, müssen alle Parteien erklären, wie sie sich eine fairere und solidarische Stadt vorstellen. Wir dürfen etwa Stadtbereiche, in denen fast alle wesentlichen Faktoren für angemessene Bildungs- und Entwicklungsperspektiven von Kindern und Jugendlichen hoch kritisch sind, genauso wenig hinnehmen wie kaum mehr leistbare Wohnkosten. Wir erwarten, dass sich alle Parteien mit den Fakten des Sozialberichts auseinandersetzen und den Bürgerinnen und Bürgern klar und deutlich sagen, was sie für eine gerechtere Stadt Bonn tun werden.“

Der Sozialbericht steht online und zum Download auf Soziales Bonn zur Verfügung.

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Text von Andrea Hillebrand, Pressesprecherin des Diakonischen Werkes Bonn und Region

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